Die Straßen

cf.: der Stadtpark

Bereits jetzt hatte Valerie kein gutes Bauchgefühl, alleine der Gedanke daran dass sie gleich in ein Lebensmittelgeschäft gehen würde und wieder einmal klauen würde brachte sie beinahe zum ausflippen. Es war ja nicht so, das sie es gerne tat oder etwas, denn das tat sie nun wirklich nicht, aber blieb ihr denn etwas anderes über? Wohl eher nicht.

Ohne lange zu zögern ging die 17 jährige in den Laden und begab sich zu den Fertigsuppen. Etwas anderes würde sie nicht mitnehmen können. Sie nahm 2 Dosen, sah sich im Laden um und steckte die Dosen schließlich in ihre Innentasche der Jacke. Mit den Händen in den Taschen begab sie sich dann auch schon zum Ausgang, und ging hinaus. Kaum war sie draußen angekommen, hörte sie eine Stimme hinter sich die "Stopp!" rief, doch was tat sie? Nicht einmal daran dachte sie jetzt zu stoppen, dann würde man sie doch zur Polizei bringen, und dann würde sie in ein Heim gesteckt werden, oder in eine Zelle. Nie im Leben!
Ohne weitere überlegungen begann Valerie die Straße entlang zu laufen, und sah sich kurz über die Schulter. Na toll, wollte dieser Ladenbesitzer denn nun wirklich auf Superman machen und ihr nachlaufen?
Etwas die Augen verdrehend lief sie weiter, und über die Straße, zum Glück war heute nicht so viel Verkehr!

"Ich denk' noch nicht einmal dran zu stoppen!" rief sie dem Mann zu der an der anderen Straßenseite stand und nach Luft ringte. Soviel zu Superman.

Entweder sie würde heute noch in einer Zelle landen, oder so richtig Glück haben und heute doch nicht mehr geschnappt werden. Schon immer hatte Valerie diese Kerle, die Superman spielten nicht gemocht. Superman, im Sinne von "ich-lauf-mal-dem-dieb-nach", und nicht etwa diese Kape-tragenden Idioten.
Es sah jedoch so aus als hätte der Ladenesitzer genug vom nachlaufen, und so blieb er erst einmal stehen. Dieser Kerl würde auf jeden Fall die Polizei rufen. Soviel war sicher.

Seufzend blieb Valerie kurz stehen, ging jedoch dann einfach weiter, als wäre nichts gewesen, nur im etwas schnelleren Tempo. Es gab ja immerhin Leute die nicht so langsam daherschlenderten, und Val war immer schon eine dieser Personen gewesen.
Ihr Blick wanderte zu einem Auto das nun neben ihr herfuhr, und sie musste etwas grinsen. Wie es schien hatte sie wirklich Glück. Etwas aufatmend das sie hier gleich wegkommen würde nickte sie auf die Frage des jungen Mannes der den Wagen steuerte, und sah dann zu dem nach Atem ringenden Mann an der anderen Straßenseite.
"Etwas training und du fängst mich!" rief sie ihm zu, wnkte ihm freundlich zu und zuckte etwas die Schultern. "Au revoir!" rief sie dem Mann an der anderen Straßenseite zu, öffnete die Tür des Autos und stieg zu dem jungen Mann in dieses. Zwar kannte sie ihn nicht, aber er wäre schon kein Serienkiller oder sonstiges dieser Art. Außerdem kam es ja nicht allzu oft vor das die 17 Jährige zu Fremden ins Auto stieg, und wehren konnte sie sich immer hin auch.

Wohin es gehen sollte, Val sah den Dunkelblonden an und sah dann nach vorne hinaus. Nachhause wollte sie nun noch wirklich nicht. "Nur weg von hier", war alles was sie ihm antwortete. Sie hatte immer hin noch nicht wirklich einen Plan gehabt wohin sie jetzt sollte. Die Dosen nachhause bringen, damit ihre Mutter diese im Suff irgendwo gegen die Wand werfen konnte? Nie im Leben!

Ihren Blick wandte sie nur noch einmal kurz zum Fahrer des Wagens, sah jedoch dann zum Fenster hinaus und seufzte innerlich. Als er dann auch noch fragte was sie getan hatte sah sie ihn mit hochgezogener Augenbraue an. "Was soll ich gemacht haben?" fragte sie ihn unwissend. Eine gute Lügnerin war sie noch nie wirklich gewesen, und sie hatte auch nicht wirklich das Gefühl als würde sie das Lügen im Leben weiterbringen. Sie wollte immer hin nicht so enden wie ihre Mutter, bereits am Morgen Stock besoffen. Alleine der Gedanke brachte sie dazu sich ungläubig zu schütteln.
Valerie blickte auf und sah das der Mann zu schnell fuhr, nicht um etwa 10 km/h oder etwas, aber schon um einiges zu schnell, jedoch wollte sie jetzt nicht rummeckern er solle langsamer fahren.
"Alles was ich getan hab' war etwas Essen zu besorgen", antwortete Val jedoch schließlich doch auf die Frage des jungen Mannes, und sah diesen kurz an, bevor sie ihren Blick wieder zum Fenster raus wandte.

"Fahr etwas langsamer, ich hab keine Lust auf die Bullen", hörte sich die Blonde schließlich doch sagen, und sah die Gegend an sich vorbei zischen. Während sie ihren Blick immer noch aus dem Fenster richtete zog sie sich die Jacke aus, ihr Handy begann ebenfalls zu klingeln, und alleine am Klingelton wusste sie bereits das es ihre Mutter war. Sie zog das Handy aus ihrer Tasche und antwortete. Am anderen Ende hörte man nur lautes Geschrei. "Geh schlafen Mum, du bist betrunken", sagte sie und legte seufzend auf. Toller Tag

Seufzend sah sie den Fremden an und legte den Kopf schief. "1. weiß ich das ich nicht gut Lügen kann, und 2. kann der Irre mir auch einfach so nachgelaufen sein", berichtigte Val den Mann und sah weiter zum Fenster hinaus.
Man musste ihr nicht auch noch sagen das sie nicht gut Lügen konnte, immer hin war ihr das klar. Für sie war das Lügen wie für einen Fisch das Fliegen. Sie hasste es und würde sich auch nicht wirklich weiter darüber reden. Ohne Lügen kam man nicht durchs Leben, soviel war sicher, aber eine kleine Lüge wurde zu einer Größeren, und dann kam es ohnehin irgendwann einmal raus.

Als er dann auflachte und meinte sie wäre witzig, es aber wohl eher wie ein "halt-die-klappe" gemeint klang, hob Val die Augenbraue und sah ihn fragend an. "Das war mein Ernst", stellte sie fest und sah das er die Stadt hinaus fuhr. Sie hatte ihm zwar nicht gesagt wohin er sie fahren sollte, und mit "Weg von hier" konnte alles mögliche gemeint gewesen sein, aber aus der Stadt auf den Highway war damit ganz bestimmt nicht gemeint.

"Wieso aus der Stadt?" fragte sie und sah ihn fragend an. Langsam wurde das ganze dann doch schon etwas unheimlich. "Ich glaub es ist besser wenn du umdrehst, und mich in der Stadt wieder rauslässt", sagte sie mit fester Stimme, fühlte jedoch bereits wie sich ihr Magen zusammen zog, alleine der Gedanke daran in einem Auto mit einem Fremden am Highway am Weg nach .. sie wusste nicht einmal wohin er fuhr!

Ohne mit der Wimper zu zucken fuhr er einfach viel zu schnell weiter. Sie hatte nicht etwa Angst hier draufzugehen, denn wie es schien, und wie er selbst sagte, war er kein Anfänger mehr was das zu schnell fahren anging, aber ihr war nicht gerade wohl bei dieser Sache, und ganz ehrlich machte es diese Raserei nicht gerade besser.
"Anfänger oder nicht, es bleibt das gleiche", Valerie war immer hin nicht dumm. Sie erkannte Gefahren und wusste das zu schnelles fahren die Cops nur so anlockte, und diese würde wohl gerade mit dem Ladenbesitzer reden und eine Beschreibung von ihr bekommen.

Sie spannte die Kiefermuskeln an und sah zu dem Fremden, hob die Augenbraue und betrachtete ihn als er meinte er könne sie auch gleich hier rauslassen und den Cops erzählen das sie geklaut hätte. "Das wäre ein Eigentor. Beihilfe zum Diebstahl, du wusstest das ich geklaut hab und hast mich trotzdem nicht zu den Cops gebracht", sagte sie mit ruhiger Stimme, obwohl sie innerlich nicht gerade mehr allzu ruhig war, und die Tatsache das er gerade vom Highway abgebogen, und einen kleinen Waldweg entlang fuhr machte das ganze nun auch nicht mehr besser.
"Wo bringst du mich hin?" fragte sie ihn, na hoffentlich würde er ihr wenigstens sagen wohin er sie brachte. Was war denn nun wenn er sich einen kleinen Scherz mit ihr erlaubte und sie irgendwo im Wald aussetzte?

Etwas überrascht sah sie ihn an. Er brachte sie zu sich nachhause, weil sie weder zu sich nachhause, noch zu den Bullen wollte? Tolle Wahl, wirklich eine tolle Wahl! Das Auto kam zum Stillstand und Valerie atmetete erst einmal erleichtert auf. Sie hatte nun wirklich nichts gegen etwas schneller fahren, aber er raste ja schon! Er stieg selbst aus, und öffnete ihr dann auch noch die Tür, erneut sah sie ihn überrascht an und stieg dann selbst aus dem Auto, schnappte sich ihre Jacke und folgte ihm zur Haustür und schließlich ins Haus. Es war wohl wieder nicht die beste, und überlegteste Entscheidung die sie heute gefällt hatte, aber er schien nun wirklich nicht, -so hoffte sie zumindest- gleich auf sie loszugehen.

Die Augenbraue angehoben betrachtete sie ihn und schlüpfte ebenfalls aus ihren einfachen Stoffschuhen, hing die Jacke auf und lachte etwas.
"Nein will ich nicht", sagte sie zu ihm, als dieser fragte ob sie nicht das gestohlene Essen machen und essen wollte. "Und glaub nicht du bist besser als ich! Ich hätt' es ja gerne gekauft, ist ja nicht so als würde ich gerne einfach Dinge mitnehmen", sie hoffte nun wirklich nicht das er jemand war der schnell an die Decke ging oder ähnliches.
Valerie folgte dem Fremden durch das Haus, und sah sich etwas um, bevor sie schlielich ebenfalls in der Küche stand. Er hatte eindeutig mehr Geld als ihre Familie, aber dazu brauchte es nicht viel.

tbc.: Cam's Haus